Wien monochrom

Wien monochrom

Selten habe ich eine Stadt gesehen, die so monochrom ist wie Wien. Vielleicht lag es an der fehlenden blühenden Vegetation. Das kann sein. So wie ich es angetroffen habe, war es eine Stadt in Sepiatönen. Ohne Höhen, ohne Tiefen. Eine Einheit erstarrt in der Zeit. Das wenige Farbige war die Reminiszenz an einen bereits lange Toten.

Im Ring und am Ring wirkt die Stadt wie ein großes Museum. Genauso bewegen sich auch die Menschen in ihr. Die Touristen mit den Köpfen nach oben gereckt, ein stummes Oh und Ah nach dem anderen auf den Lippen. Die Wiener so still und stumm wie ihre Stadt. Erstarrt. Selbst in den Randbezirken scheint die Zeit still zu stehen. Und auch das ewige Auf und Ab und Umrunden der Trambahnen und Autos durchbricht das Museale Wiens nicht.

Wien monochrom – eine Stadt als Museum

 

 

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Mehr Reiseberichte? Wie wäre es mit “Besuch im Brexit-Land“?

Besuch im Brexit-Land

Besuch im Brexit-Land

Südengland stand schon lange auf der Liste meiner Reiseziele. Altenglische Seebäder schläfrig im morbiden Charme längst vergangener, goldener Zeiten versunken ; steile, Meer umtoste Klippen, die den Blick in die endlose Ferne schweifen lassen; Minzsauce und Cornish Pasties und Cream Tea und Scones; Distinguiertheit und höfliche Zurückhaltung – das ging mir bei Südengland bislang immer durch den Kopf. Vieles davon habe ich tatsächlich auch dort angetroffen. Knapp ein Jahr nach der Brexit-Entscheidung der Engländer machen wir uns auf den Weg. Heißt man uns in Brexit-Land überhaupt noch willkommen? Heißt Europäer raus auch gleichzeitig Touristen raus? Der englische Süden hat sich mit großer Mehrheit für den Brexit ausgesprochen. Warum? Eine Spurensuche.

Tea for Two

Cream Tea und Scones wurden für meinen Mann und mich schnell zu einer liebenswerten Nachmittagsroutine. Dafür hatte unsere bezaubernde Landlady, die Vermieterin der AirBnB-Wohnung gesorgt. Bei unserer Ankunft in Uplyme, Devon, gab es erst einmal eine Tasse Tee und leckere, noch ofenwarme Scones mit selbstgemachter Marmelade und clotted cream im schönen Patio unseres Urlaubsdomizils.

 

Tja, so lecker das ist, so schnell schleicht sich diese Gewohnheit als eine kalorienreiche Liebelei ein. Wo immer es uns an den Nachmittagen hinspült, überall gibt es Tea und Scones, wahlweise es auch mal Gurkensandwiches dazu. Das gute an dieser reichhaltigen Afternoon-Tradition: Meistens hatten wir zum Diner gar keinen großen Appetit mehr auf ein komplettes Menü, was sich auch als gut erwies bei der mehr als mäßigen Pub-Gastronomie in England.

Wir haben tatsächlich nur einmal wirklich lecker auswärts gegessen, und zwar im Ilchester Arms in Abbotsbury, eine fabelhafte Küche, freundliche Menschen und ein sehr gemütliches Plätzchen, bei gutem Wetter sogar mit spektakulärem Ausblick aus dem Gartenlokal auf die einsam auf einem Hügel thronende Abbotsbury Abbey. Sicherlich gibt es viel mehr gute Lokalitäten in Südengland, nur sind sie uns bei diesem Besuch nicht über den Weg gelaufen. Zum Beispiel war da auch das River Cottage ganz bei uns in der Nähe. Aber, was das betraf, wir hatten einfach keine Lust auf einen Abend für 160 £. Und ob es da Minzsauce gegeben hätte? Ich bezweifle es.

Wie das alles mit der Gastronomie nach dem Brexit so wird, frage ich mich. Denn neben den gastronomisch eher mäßigen Pubs gibt es natürlich immer und überall italienische, griechische, kroatische, spanische etc. Restaurants. Müssen die nach vollzogenem Brexit alle zumachen und das Land verlassen?

In der Lyme Bay

Quartier bezogen hatten wir, wie oben bereits erwähnt, bei Kate in Uplyme unweit von Lyme Regis, in der Lyme Bay. Lyme Regis ist ein pittoreskes Örtchen, wie viele an der südenglischen Küste. Schmale, sehr enge Straßen, durch die sich trotzdem mehrmals täglich der Jurassic Coaster (ein Linienbus mit Aussichtsterrasse) zwängt, so dass sich die Touristen Luft anhaltend an die Häuserwände pressen.

Die Jurassic Coast, so benannt wegen der zahlreichen Fossilienfunde, ist UNESCO Weltnaturerbe und erstreckt sich etwa 150 Kilometer zwischen Exmouth und Swanage. Kleine, schmale Buchten wechseln mit langen, weißen Stränden. Zu Zeiten von Ebbe krabbeln vielerorts Fossiliensucher wie Krebse durch den Schlick. Hier und da gibt es noch Fischerei. Überwiegend lebt man vom Tourismus.

Lyme Regis, der Name dieses Ortes klingt mir seit über 30 Jahren in den Ohren. Damals, nach dem Abitur, verbrachte eine Freundin dort ein Jahr als Aupair. Ich hatte sie zwar nie dort besucht, doch der Name des Ortes sowie eine vage Erinnerung, dass es sehr schön sei, war geblieben. Zudem ist der Ort den Literaten und Cineasten natürlich bekannt wegen des John-Fowles-Romans “Die Geliebte des französischen Leutnants” und dessen Verfilmung mit Meryl Streep. Unvergessen die Szene, in der Meryl Streep sturmumtöst am Ende der Mole steht. Da stand ich auch, und ja, sie ist meistens sehr windumtost.

Heute erinnert im Ort nur noch wenig an diese berühmte Geschichte. Ein Bistro trägt den Namen “The French Lieutanant’s Wife”. Ansonsten profiliert sich der Ort touristisch mehr mit Fossilien und Dorset Tea. Der Badeort Lyme Regis ist zudem ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die nähere und ferner Umgebung.

Kirchen und Kathedralen

Die gibt es in England zu Hauf. Jedes noch so kleine Örtchen hat eine im Verhältnis oft mächtige Kirche. Massig, eher wie kleine Trutzburgen, wirken viele der romanischen und gotischen Gotteshäuser. Verwitterte, moosige Kreuze stehen windschief herum und erwecken den Eindruck, man sei aus der Zeit gefallen hier an diesen Orten.

In Exeter und Wells ist ein Besuch der Kathedralen angesagt. Innen wie außen sehenswerte Architektur, und wer Lust auf Geschichte hat, kann eine unterhaltsame Führung mitmachen. In Wells lohnt zudem der Bummel rund um die Kathedrale für alle, die gern ein bisschen nett shoppen wollen oder auch gemütlich einen Kaffee oder Tee trinken möchten.

Mythos Glastonbury

Unter das Kapitel Kirchen und Kathedralen fällt eigentlich auch der Besuch in Glastonbury. Doch gebührt diesem außergewöhnlichen Ort eine eigene Headline. Denn auch wenn diese Kathedrale seit über 500 Jahren verfallen ist, ist sie eine der eindrucksvollsten Bauten, die ich je gesehen habe. Hier lebt Geschichte, oder besser gesagt: Mythos. Jesus himself soll als Kind zusammen mit Josef von Arimathäa Glastonbury besucht haben. Artus und Guinevere sollen hier begraben sein. Und im Garten steht ein Ableger des Heilgen Dornbuschs. Zudem soll der Hügel rund um den Glastonbury Tor (= einsamer Turm auf Hügel) das sagenhafte Avalon sein.

Wow! Ob es nun Einbildung ist oder nicht, irgendwie hat das Gelände rund um die Abbey tatsächlich eine mystische Ausstrahlung. Selbst das, was noch steht von der einst mächtigen Kathedrale erscheint überirdisch. Imposant muss dieser Bau im Mittelalter dort gethront haben. In den Überresten der Sakristei prickelt es im Nacken. Und da … war das nicht das Läuten der nicht mehr vorhandenen Glocke?

Der Ort amüsiert mich und animiert geradezu zum Geschichten erfinden und Geschichten erzählen. Rund um die Abbey in den netten Sträßchen hat sich diesbezüglich eine illustre Schar an mehr oder minder mystischen Profiteuren niedergelassen und verkauft heilende Amulette und Getränke, beseelte Bildchen und bunten Firlefanz für die eigene, ewige Erleuchtung. Und im Hippie-Café gibt es selbstverständlich ökologisch einwandfreien Creamtea und vegane Scones.

Mehr Fotos von Glastonbury, hier entlang …

Cornwall

Von Devon aus ist es nach Cornwall noch ein ganzes Stück. Etwa zwei Stunden Fahrt. Aber, Cornwall gehört natürlich zu einem Südenglangtrip unbedingt dazu. Und ist man erst einmal auf der M5 bzw. A38 geht es auch recht zügig voran.

Wer die Abzweiger nach Plymouth passiert, ist in Cornwall – und fährt meistens gleich weiter. Denn Plymouth wird dominiert von seinem Flair als Industrie- und Hafenstadt. Hier sind die britische Marine und ihre Werften zu Hause. Gleich hinter Plymouth wird es lieblicher. Die Straßen wellen sich sanft über die Hügel. Links blitzt ab und an das Meer in der Ferne durch.

Wir steuern Fowey an, ein wiederum pittoreskes Fischerdörfchen an der Polperro Heritage Coast. Sehr steil winden sich die Straßen vom Parkplatz oberhalb des Ortes hinunter zum Wasser. Die Häuser klammern sich scheinbar fast verzweifelt an die Felsen, auf denen sie gebaut sind. Der Parkplatz oberhalb des Ortes macht Sinn. Denn hier unten in diesen schmalen Gassen möchte man nicht Auto fahren. Und doch trauen sich einige Verwegene oder Fußfaule oder eben die Ortsansässigen, die ja ab und zu sicher auch etwas bis vor ihre Haustüren fahren und abladen wollen. Doch so wie sich die Touristenströme in dem winzigen Ort drängen, macht sicher auch als Einheimischer das Auto fahren hier keinen Spaß.

Der Ort selbst ist sehr hübsch und ein tolles, kleines Shoppingparadies. Süße, nette Lädchen mit diversem Nippes, den man vorher nicht dachte, dass man ihn hinterher besäße. So in etwa ist das Konzept, und es geht auf. Dicht drängen sich die Leute hier weniger wegen der eher mäßig schönen Aussicht als wegen der Einkaufsmöglichkeiten.

Nach recht kurzer Zeit haben wir genug gesehen, einen Kaffee getrunken und ziehen wieder los. Tintagel wartet. Mystic Journey Teil 2.

Mystisches Tintagel

Wer in Südengland unterwegs ist, trifft ständig auf Magie und Mythen. Und einer der magischsten Orte ist sicherlich Tintagel. Der Legende nach soll hier König Artus gezeugt worden sein. Und auch die Geschichte von der Liebe zwischen Tristan und Isolde ist hier angesiedelt.

Das Dorf Tintagel ist ganz dem Artus-Kult gewidmet. Natürlich gibt es Rüstungen und Excalibur als Plaste-Schwert zu kaufen. Das ist nun mal so, wenn etwas touristisch genutzt wird. Kein Problem für mich. Was aber niemand von der örtlichen Tourismus-Gilde steuern kann, ist das Wetter. Und das entwirft, exakt als wir auf den Ort zufahren, eine wirklich passende Kulisse.

Es regnet leicht. Der Wind braust.  Die Wolken hängen tief. Nebel zieht auf. Der Besuch des Castles kostet 12 £ plus 3 £ pro Nase und Fahrt, wenn man sich mit dem Jeep runter zum Eingang fahren lassen will. Wir wollen. Und das ist eine weise Entscheidung wie sich kurz darauf zeigt. Denn Tintagel Castle lässt sich ausschießlich über einen sehr steilen, schmalen, teils in die Felsen gehauenen Pfad erklimmen. Ein Pfad für Mutige wie ich finde. Gut, dass es ein Geländer gibt, denn einige Stellen sind so schmal sind, dass man warten muss, um Entgegenkommende vorbeizulassen. Puh! Geschafft. Alle Mühe wird mit dem Ausblick belohnt, wenn man in den Überresten der Burg steht. Wer kommt auf die Idee, ausgerechnet hier eine Burg zu bauen, geht es mir durch den Kopf. Tintagel muss sich geradezu verzweifelt an den Felsen geklammert haben, auf dem es stand. Uneinnehmbar, vermutlich. außer man hat wie Uther Pendragon einen Zauberer wie Merlin dabei. Doch das ist eine eigene Geschichte.

Wir laufen das gesamte Gelände ab. Es ist groß, weitläufig. Und an manchen Stellen braust der Wind so stark, dass man sich kaum auf den Füßen halten kann. Ganz oben, auf dem höchsten Plateau, steht eine Skulptur, ein Artus aus Eisen. Er wacht über dem Gelände. Noch heute bewacht König Artus seine Burg.

Brexit? War da was?

Der Brexit. Den habe ich im Laufe des Schreibens dieses Artikels ganz aus dem Auge verloren. Der Grund dafür ist vielleicht der, dass wir auf unserer Reise durch Südengland nirgendwo auf Anzeichen von Brexit gestoßen sind. Keine Plakate, die die Entscheidung bejubeln oder verdammen. Keine “Ausländer raus!”-Parolen an Wände gesprüht. Niemand, der uns komisch gekommen ist. Alles war so wie immer in England, höflich und freundlich.

Auffallend waren lediglich die Vielzahl an Häusern, die zum Verkauf standen. Sind das Europäer, die bereits gegangen sind? Ich ertappe mich mehrfach bei dem Gedanken wie es wäre, eines dieser Häuser zu kaufen und dort zu leben. Doch ist das noch möglich als Deutsche, als Europäerin? Es muss schön sein, dort zu leben, alles macht einen so friedlichen Eindruck. Und es bleibt die Hoffnung, dass das auch so bleibt, nach dem Brexit.

 

Reykjavik – allein der Name!

Reykjavik – allein der Name!

Als Kind gab es ein Spiel mit meinem Vater, das ich sehr liebte: Hauptstädte-Raten. Das ging so: Er sagte das Land, ich die dazugehörige Hauptstadt. Für Erdkunde hatte ich schon immer was übrig. Eine Land-Hauptstadt-Kombi gab es, die ich nie, nie, nie falsch riet: Island? Reykjavik!

Was für ein Name! Schon damals als Kind klang mir diese Hauptstadt wie Musik in den Ohren. Reykjavik – das klang so geheimnisvoll, nordisch, bevölkert von Elfen und Trollen und Wikingern. Dass ich da jemals hinkommen würde, war mir damals unvorstellbar. Island war ja sooo weit weg und überhaupt gaaanz teuer!

Nun. Die Jahre sind seitdem ins Land gegangen. Island ging Pleite. Ich verdiente mein eigenes Geld. Die Billigfluglinien wurden erfunden. Und plötzlich war das ferne Land ganz nah. Zudem kam noch eine Abmachung mit meinem Schatz, uns gemeinsam mal die Aurora Borealis anzusehen. Abgemacht, gesucht, gebucht. Im Oktober flogen wir nach Reykjavik.

Hey, und was soll ich sagen? Island ist ein geniales Land! Weite. Einsamkeit. Entspannte Menschen. Reykjavik ist ungefähr so groß wie Göttingen. Und ein bisschen wirkt es auch so wie eine kleine Studentenstadt. Alles dort ist fußläufig. Es gibt eine lange Einkaufsmeile mit hippen Läden. Nette Kneipen, viele große Graffittis an Häuserwänden, ein sehr cooles Konzerthaus, stylische Hotels, Restaurants jeglicher internationaler Geschmacksrichtung, eines preist sogar seinen Biergarten an. Nun, bei 3 Grad Celsius war das im Oktober nicht wirklich eine Option.

Ja, und zu den drei übersichtlichen Grädchen hatten wir zudem die ganze Woche kontinuierlich Regen, einen Tag sogar Schnee. Aurora Borealis? Pustekuchen! Da war leider einfach mal gar nichts zu sehen. Doch das hat die Schönheit und das Vergnügen an dieser Reise nicht geschmälert. Im Gegenteil. So haben wir uns kurzerhand einen Wagen gemietet und sind auf eigene Faust durchs Land gebraust. Der Verkehr in Island ist ebenso wie seine Bevölkerung rar. Ist man aus Reykjavik raus, trifft man nur selten ein Auto. Nur an den touristischen Highpoints – Geysire, Wasserfälle und Game-of-Thrones-Drehorte – da ist mehr los. Sonst nichts als Weite und Ruhe für Augen und Ohren.

Und mein Fazit? Auch Island ist mehr als ein paar Tage Reise wert. Ich würde gern noch einmal im Sommer hinfahren, für länger und eine Tour rund um die Insel machen. Sommers gibt es dann zwar ziemlich sicher kein Nordlicht, doch was soll’s, dafür betört einen das Land mit seinem einfach nur Da sein. Seht selbst:

 

Stippvisite Schottland

Stippvisite Schottland

Grundsätzlich ist eine Woche zu kurz für einen Schottland-Urlaub. Das war mir vorher schon klar. Und wenn man dann auch noch vier von sieben Tagen in einem Workshop sitzt, sieht man natürlich noch weniger. Aber man erlebt dennoch viel und mein Eindruck von Schottland nach dieser kurzen Stippvisite ist: Wunderbar! Will ich unbedingt wieder hin!

Also, allein mal die Schotten selbst: Sind die nett!!! Sehr kommunikativ, interessiert, witzig. Gleich vom Flughafen Aberdeen weg wollten wir unterwegs auf einer gut ausgebauten Landstraße gen Norden in den nächstbesten Koffeinbedarfsladen einkehren. Besser: Bevor wir einkehren konnten, quatschte uns auf dem Parkplatz gleich mal ein alter Schotte an. Ja, wo wir denn her kämen? … Ah, Berlin, ja, da war er auch schon mal. Schön da. Und wo wollt ihr hin? … Findhorn! Ach, das ist ja toll, da ist mein Vater geboren. “Also, Leute, es gibt da zwei Pubs und dazu gibt es folgende Geschichte …” Und so ging es weiter. Wir plauderten ein paar Zigarettenlängen mit dem netten, überraschen gut verstehbaren Herrn, erhielten einschlägige Pub-Tipps und eine Empfehlung, am heutigen Tag unbedingt noch das Pipes-and-Drums-Festival in Forres zu besuchen. Und so unterhaltsam ging es fast überall zu, wo wir hin kamen, ob im Bed-and-Breakfast oder im Pub – man kommt überall nett ins Gespräch und fühlt sich willkommen.

Wie gesagt: Die Zeit für Sightseeing war begrenzt. Unsere Homebase war in Findhorn, besser gesagt: in der Findhorn Foundation. Ein Eco-Village mit einer sehr außergewöhnlichen Geschichte und Atmosphäre. In den 60ern von drei Menschen gegründet, leben in der spirituellen Gemeinschaft heute über 400 Menschen aus 20 Nationen. Die Häuser des Villages sind sehr interessante Ökohäuser, die Gärten sind pure Magie.

Nach den vier Tagen war der sehr interessante Workshop beendet und wir hatten noch ein paar Tage, um die Gegend zu erkunden. Na klar, und wo fährt man als Schottland-Touri hin?! Nach Loch Ness! Naja. Ein See also, ein großer See, ok. Seeehr langezogen zwischen recht hohen Bergen.  Schön, ohne Zweifel. Aber viel mehr auch nicht. Gut, es ist witzig am See zu stehen und die Wellen zu beobachten und sich einzubilden, “Da, … da schau doch hin … da hat sich eindeutig eben das Wasser entgegen der Wellen bewegt!!!” Das war Nessie, mit Sicherheit. Der Ort zum Loch ist geprägt vom Hype um das sagenhafte Fabelwesen. Die Befürworter- und Gegnerausstelungen haben wir uns geschenkt. Irgendwie zog es uns von dort sehr schnell weiter ins angrenzende Glen Affric.

Was für ein Naturwunder! Ein Tal durchzogen von einem wiederum sehr langen See und einer einspurigen Straße. Wenig Verkehr, Wenn einer entgegenkommt, wird gekonnt aneinander vorbeimanövriert. Geht alles. Wir fuhren fast eine Stunde bis zum Ende des Tals. Mit nur kurzen Fotostops zwischendurch. Und ja, da am Ende ist ein Parkplatz, von dem gehen verschiedene Wanderwege hoch in den Glen Affric, der auch Anfang Juli schneebedeckt in der Ferne schimmerte. Wunderschöne, mysthische Natur.

Nach Workshop und der Nessie-Tagestour wollten wir die verbleibende Zeit nicht mehr nur im Auto verbringen und blieben in der Gegend. Auf dringendes Anraten unserer bezaubernden B&B-Wirtin Susan fuhren wir am folgenden Tag in ein nahes Tal des Findhorn-Rivers, wo ein gewisser Randolph mal von einem Felsen gesprungen ist und damit eine Krieg gewonnen hat (wenn ich es richtig verstanden habe). Und, was soll ich sagen, auch Randolph’s Leap ist ein Fleckchen Erde, das einfach nur wunderschön ist. Da rauscht der Findhorn durch ein enges Tal, mal ruhig, mal schäumt das Wasser wild und laut. Der schmale Wanderpfad führt an Feenbungalows vorbei. Zumindest würde es mich wundern, wenn nicht dort am Randolph’s Leap Feen wohnen. Wo, wenn nicht dort?

Nun, jede Reise geht einmal zu Ende, und ein Kurztrip hat es da  besonders eilig. Am letzten Tag, unser Flug von Aberdeen ging erst am Abend, wartete noch ein ganz besonderes Highlight auf uns: die Forres Highland Games! Hatten wir bislang in dieser Woche ausgesprochenes Glück mit dem Wetter gehabt – die Schotten waren schon versucht, Katastrophenalarm auszulösen wegen der 25 Grad, die sie ja so gar nicht gewohnt waren – an unserem letzten Tag dann machte der schottische Wettergott seinem Namen alle Ehre. Es goß aus Kannen und die Temperatur lag nur noch bei übersichtlichen 12 Grad. Egal, Jacken an, im Drugstore in Forres noch zwei Schirme gekauft, ging es auf zu den Highland Games. Wenigstens für ein paar Stunden wollten wir diesem Ereignis beiwohnen. Leider verzögerte sich wegen des Starkregens einiges. Vielleicht klingen die Dudelsäcke ja zu nasal, wenn es da reinregnet. Wir blieben eisern und immer durchnässter am örtlichen Festplatz stehen. Und irgendwann ging es dann auch los.

War das toll! Bei den ersten Klängen der Pipes and Drums lief mir ein Glücksschauer durch die Zellen. Beseelt von diesen wundervollen Klängen verfolgten wir den Einmarsch der Musiker, sahen den Recken zu wie sie ihre Baustämme zu werfen vorbereiteten. Und dann mussten wir los. Für ein paar schöne Fotos hat es dennoch gereicht.

Wo der Pfeffer wächst

Wo der Pfeffer wächst

Nach den sechs Tagen Safari durch die Serengeti, den Ngorongoro Krater, den Elefanten- und den Giraffenpark, ging es zum Relaxen über die Jahreswende nach Sansibar. Von Flughafen Kilmanjaro aus nur ein Katzensprung von einer knappen Stunde, erreicht an die halbautonome Republik unweit der ostafrikanischen Küste.

Auch Sansibar ist wie das Festland Tansanias sehr arm. Der Tourismus hält sich auch hier in Grenzen under findet hinter Grenzen statt. Wir kamen mitten in der Nacht in unserem Resort am Indischen Ozean an. Und das erste, was mir auffiel waren die hohen Mauern, die uns umgaben. Und wie sich in den folgenden Tagen herausstellte, wurden wir auch von einer regelrechten kleinen Privatarmee aus Massai-Kriegern bewacht. Es war kurios die Massai in ihren traditionellen Gewändern tagsüber am Strand zu sehen . Die grellbunten Sonnenbrillen passten irgendwie nicht ins Bild. Gingen wir nachts den beleuchteten Weg aus dem Restaurant zu unserem Bungalow zurück, kam es vor, dass plötzlich aus der Dunkelheit heraus eine tiefe Stimme uns mit einem “Djambo” begrüßte. Das war der diensthabende Massai, der mit Machete bewaffnet unseren Weg verfolgte. Immer wieder, so hörten wir von anderen Reisenden, würde es auf Sansibar zu Überfällen auf Resorts kommen. Nun. Wir haben davon nichts bemerkt. Unsere Tage dort verliefen entspannt und ruhig.

Nur einmal machten wir einen Ausflug nach Sansibar-City, kamen an Freddi Mercurys Geburtshaus vorbei und besuchten eine Gewürzfarm, denn schließlich wollte ich ja mal sehen, wo der Pfeffer wächst.

Sansibar-City ist Weltkulturerbe, das verfällt. Beim Gang durch die Altstadt fragt man sich, wie lange das alles noch stehen bleibt. Manche Häuser sind dem Zusammenbruch nahe. Interessant an  waren auch die Straßenzüge aus sozialistischer Zeit. Ich fühlte mich kurz zurückversetzt nach Berlin-Lichtenberg kurz nach der Wende.

Sansibar ist ansonsten aber wunderschön. Ein tropisches Paradies für die, die es bezahlen können. Für alle anderen ist es ein Ort, an dem sie leben und an dem wie überall das Leben manchmal ganz schön hart sein kann.

Traumhaftes Tansania

Traumhaftes Tansania

Nach dem dem letztjährigen Namibia-Trip, war klar: Afrika, da muss ich wohl nochmal hin. Und schnell war auch klar, wohin. Nach Tansania, da wo man so richtig toll Tiere in freier Wildbahn beobachten kann.

Ich freute mich, dass sich für diesen Trip eine Begleitung fand mit meiner langjährigen Frendin S. . Es war gut, die Reise im vergangenen Jahr allein gemacht zu haben. Das war die Reise zu mir selbst, das Luft holen nach dem Tod meines Mannes im Sommer zuvor. Jetzt wollte ich wieder Erlebnisse teilen, mich austauschen und abends irgendwo auf einer Lodge im nirgendwo sitzen und den Tag gemeinsam Revue passieren lassen.  Als wir die Reise im Frühjahr planten konnte ich ja nicht ahnen, dass ich bis dahin neu verliebt sein würde und deswegen auch mit einer gewissen Wehmut über die Feiertage verreisen würde.

Kurz vor Weihnachten ging es also los. Die Langstreckenfliegerrei ist ja wirklich nicht meine. So konnte ich es kaum erwarten am Kilimanjaro-Airport zu landen. Abgeholt von unserem Tourguide, der uns die kommenden sechs Tage durch sein Land führen würde, war die zweite Begegnung mit Afrika ein Schock. Gegen das gepflegte Puppenhaus Namibia wirkt Tansania zunächst wie ein Alptraum. Die Armut der Menschen springt einem krass ins Auge. Neben der Sraße verlaufen Wassergräben, neben diesen leben die Menschen in Dreck. Verkaufen allerlei Zeugs, spielen Kinder in Schlamm, verwesen Hunde und anderes Getier.

Und doch ist das Land auch unvergleich reich. Reich an Schönheit. Für mich eines der schönsten Länder der Welt. Selten war ich so ehrfürchtig ob der Wunder der Natur wie in diesem Land. Und ich wünsche den Tansaniern nichts mehr als dass sie in der Lage sind, die Schönheit ihres Landes aus eigener Kraft zu bewahren und zu schätzen. Ich weiß, mit dem gefülltem europäischen Wohlstandsbauch lässt sich vieles heroisieren. Und doch ist es so, die Menschen dort vor Ort müssen Verantwortung übernehmen für ihr Land. Baut keine Hotels in der Serengeti und lasst den Löwen in Ngorongoro ihre Verschnaufpausen zwischen den Touristenströmen.