“Ich hatte eine Farm in Afrika” – dieser prägnante Eingangssatz aus der Verfilmung von Tania Blixens Roman “Jenseits von Afrika” wollte mich die ersten Tage in Namibia gar nicht mehr loslassen. Er hatte sich förmlich in mein inneres Ohr eingenistet während ich mit einer kleinen Reisegruppe im modernen Mercedes Sprinter über die staubigen Schotterpisten dieses wunderschönen Landes brauste. Denn was war das für eine Weite! Und was für eine Leere.

Diese Reise nach Namibia über den Jahreswechsel 2013/14 war meine Flucht vor den Angst einflößenden Bildern, die das erste Weihnachten ohne meinen Mann in mir hervorriefen. Ich wollte keine kugelblitzenden, kerzenbeschienenen Bäume. Ich wollte keine liebgewonnenen Riten, keine Weihnachtslieder, keine dampfenden, zimtduftenden Punschgläser, keine Geschenke. Ich wollte nicht allein zu Hause sitzen, und ich wollte nicht bei Freunden auf der Couch campieren. Ich wollte weder Apfel, Nuss noch Mandelkern. Was ich einzig und allein wollte, war meinen Mann zurück. Und da das nun nicht mehr möglich war, versuchte ich anstelle der alten neue Bilder in meinen Kopf zu projizieren – und vielleicht auch neue Gefühle in mein blutendes Herz.

Ist mir das gelungen? Ja und nein. Neue Bilder sind entstanden, Bilder von quietschbunten Weihnachtsbäumen und Zebrafellen, von blinkenden Christmasgirlanden in staubtrockener Hitze und von freundlichen, livrierten Kellnern, die höflich “Merry Christmas” wünschen. Das Gefühl des Verlustes dagegen hat sich in Namibia zunächst verstärkt. Unzählige Male drängte sich der Gedanke auf, wie wunderbar es wäre, diesen oder jenen Moment mit Henry teilen zu können. Oft hörte ich seine Kommentare aus dem Off, sah sein staunendes oder sein amüsiertes Gesicht. Fast unerträglich kam mir der Schmerz in diesen Momenten vor, besonders da ich ihn oft im Stillen erlebte inmitten der lustig lärmenden Busgesellschaft. Und erstaunlicherweise half mir diese tiefe Schmerz zu erkennen. Ich habe erkannt, dass ich durch diesen Schmerz durch muss, um wieder leben zu können. Und ich habe ihn überwunden. Denn was ich auf dieser Reise fand, war Mut. Neuen Mut wieder zu leben.

Was ich so alles auf dieser Reise gesehen und erlebt habe, findet sich nebst einigen Fotos in meinem Blogspecial Namibia.