Was kann sich in zwei Jahren alles ändern? Die Welt. Das Leben. Das Denken. Auch das Fühlen? Nein. Unvermittelt konfrontiert mit einem Foto des geliebten Mannes, der vor zwei Jahren ein so gewaltsamen Todes gestorben ist, breche ich in Tränen aus. Kommen alle Gefühle von Schmerz, Verlust, Trauer, Liebe und Sehnsucht wieder hoch. Da lächelt er mich an, aus Facebook heraus, wo seine Tochter ein wundervolles Foto von ihm mit ihr und ihrem damals noch kleinen Bruder gepostet hat. Es ist eine stimmungsvolle Schwarzweiß-Aufnahme. Die beiden Kinder lachen, ihr Vater lächelt sein verschmitztes Lächeln, das ich so sehr geliebt habe. Er blickt direkt in die Kamera. Er blickt mich an. Es ist ein Gruß vom anderswo hierher. So soll ich es sehen, hat mir mal eine Heilerin empfohlen.

So viele seiner Grüße habe ich in den vergangenen zwei Jahren erhalten. Da zappe ich unvermittelt in einen seiner Filme. Erst habe ich mich erschrocken, das Herz klopfte plötzlich wild, im Hals bildete sich ein Kloß, Tränen stiegen auf und ich wusste verwirrt gar nicht, was ich tun sollte. Doch mit dem Tipp, “sieh es als einen seiner Grüße”, ging alles einfacher. Es ist eine Übung, sowohl im Annehmen als auch im Loslassen. Ach schau, sage ich zu mir, da fährt eines der Boote, mit dem ihr mal einen tollen Wochenendausflug gemacht habt. Es ist ein Gruß. Und ich lächele und nehme den Gruß an. Und da, der Song von Element of Crime im Radio, zu dem wir geheiratet haben. Das war so sehr seine Musik. “Rooo-mantik…” war sein Lieblingsschlachtruf, mit dem er unser beider Welt so oft so leicht und lustig und so liebevoll gemacht hat. Es ist ein Gruß.
Ich kann diese Grüße inzwischen annehmen als das, was sie sind, ein Band, das immer zwischen uns bestehen wird. Es wird vielleicht eines Tages lockerer werden, aber es wird sich nicht lösen. Ich kann es auch annehmen als eine Bereicherung. Das klingt jetzt vielleicht merkwürdig. Doch es ist für mich eine Bereicherung, zu erleben, dass es da etwas über den physischen Tod hinaus gibt. Und so ist es auch eine Übung im Loslassen. Denn ich kann ihn dort sein lassen, wo er jetzt ist. Und ich bin hier und ich bin zu Einhundertprozent hier. Ich lebe hier und ich liebe hier. Jetzt.