Blick auf Alpenrod im Westerwald

Vor sechs Monaten sind wir von Berlin in den Westerwald gezogen. Ein ganzes halbes Jahr ist das nun her.

Es ging schnell vorbei, dieses ganz halbe Jahr. Gefühlt hatten wir Hochsommer bis weit in den Oktober hinein. Den haben wir – wie bereits berichtet  – überwiegend im Garten verbracht und der Hege und Pflege unserer neuen Pflanzen gewidmet. Immer noch belohnen uns jetzt im Dezember Bidens, Ringelblumen und Sonnensterne mit leuchtend gelben Blüten, was sehr lustig aussieht zwischen all den Lichterketten und Adventskränzen und weihnachtlichen Schmückereien.

Und immer noch fällt Gartenarbeit an. Garten ist halt ein Ganzjahresprojekt. Es ist zwar deutlich weniger geworden, dennoch sind wir immer noch mit dem Pflanzen von Büschen und Sträuchern beschäftigt. Gerade kommt der Winterjasmin in die Erde, der uns in den kommenden Jahren in der blütenarmen Winterzeit mit seinen leuchtend gelben Blüten verzaubern soll. 

Ankommen

Wie üblich ist die Adventszeit auch die Zeit der Einkehr und Reflexion. Wenn ich das vergangene halbe Jahr reflektiere, taucht die Frage auf: War es die richtige Entscheidung in den Westerwald zu ziehen? Und ohne zu Zögern, kann ich diese Frage mit Ja beantworten. Da ist kein Zweifel und kein Bedauern. Sicher, es ist schade, so viele liebe Menschen in Berlin verlassen zu haben. Doch der Westerwald ist ja nicht aus der Welt. Schon einige liebe Freunde sind in den letzten Monaten auf Besuch vorbeigekommen und weitere werden im neuen Jahr den Reigen fortsetzen. Ebenso steht im nächsten Jahr natürlich der eine oder andere Besuch in Berlin an. Geburtstagsfeste und andere freudige Anlässe werfen bereits ihre leuchtenden Lichter (und Einladungen) voraus. 

Aber, ganz ehrlich, es zieht mich hier nicht wirklich weg. Ich verbringe jeden Tag mit Freude an diesem Ort und bin immer wieder erstaunt, was ich erlebe. Da ist die wohltuende Freundlichkeit der Menschen hier, viele nehmen sich die Zeit für einen Plausch und sind interessiert und zugewandt. Bereits bei meinem zweiten Zahnarztbesuch wurde ich mit Namen und einem strahlenden Lächeln begrüßt, als ich durch die Tür trat. Der örtliche Gemüsehändler schenkt einem immer ein paar Äpfel Kartoffeln oder Kastanien. Im Café erhält man Tipps, wo man auch mal hingehen könnte, um gemütlich Kaffee zu trinken. Der lokale Autoreparateur fährt einen eben mal schnell mitsamt den Einkäufen nach Hause, wenn das eigene Auto nicht mehr anspringt. Kein Futterneid oder Konkurrenzdenken, nein, einfach nur freundliche Menschen, die sich freuen, dass man da ist.

Es sind nur ein paar Beispiele aus einer Reihe von freundlichen Erlebnissen, die mein Mann und ich hier im vergangenen halben Jahr erlebt haben. Es waren vermutlich nicht die letzten. All das hat das Ankommen hier sehr erfreulich gemacht. Ich will nicht behaupten, schon endgültig angekommen zu sein. Doch ich bin hier und das fühlt sich gut an. Sehr gut. 

Natur pur

Und dann ist da ja auch noch diese unvergleiche Nähe zur Natur, nicht nur die zum Garten, sondern auch die Natur des Westerwalds überhaupt. Vom Schreibtisch aus sehe ich den Waldrand. Per pedes sind es keine 10 Minuten bis dorthin. Der kräftige Anstieg bringt den Kreislauf in Schwung und pustet die Lungen durch. Unzählige Wege führen in alle Richtungen. Wald wechselt mit Feld. Vom Hochplateau geht es ab ins Tal. Ein Übriges erzählen die Fotos von einer unserer Herbstwanderungen im Westerwald – einem wirklich schönen Fleckchen Erde.