klingeltonklischee

an einem regnerischer morgen diese woche. ich starre trübsinnig durch das sbahnfenster auf den noch trübsinnigeren bahnsteig. kein mensch ist weit und breit zu sehen. plötzlich hör ich von ferne ein unangenehmes brüllen an meinem ohr vorbeirauschen. andere fahrgäste nehmen es offenbar auch wahr, denn mehrere menschen blicken von ihren zeitungen auf. ich suche auf dem bahnsteig nach dem schreihals. nix zu sehen. dann wird das brüllen verständlicher und lauter als die in der bank vor mir sitzende glatze in ihre brusttasche greift und ein handy hervorholt. alle scheinen es im gleichen moment als das zu identifizieren, was es ist: braune parolen, irgendeine rede des kleinen durchgeknallten österreichers. hitler als klingelton – manche klischees sind einfach widerlich.

trittbrettfahrer

es ist interessant, von welcher seite die nun schon seit fast einer woche streikenden berliner bus-, bahn- und tramfahrer inzwischen solidaritätsbekundungen zu beziehen scheinen. dieser tage kam ich, schwungvoll gerade noch die sich schließende tür erwischend in die s2 (anm.: sbahn streikt nun doch nicht, da sich mehdorn und schell in letzter minute daran erinnert haben, wo sie ihre kugelschreiber verlegt hatten) und wurde jäh gebremst durch eine horde hunde, die recht entspannt quer im sbahnwagen verteilt lag und den durchgang blockierte. es waren keine xbeliebigen hunde. es waren schlittenhunde. ihrer 7. nebst schlitten. und hundeführer. ich muss sagen, es war ein imposantes bild: diese großen wolfsähnlichen hunde, die alles und jeden mit ihren eisblauen augen taxierten (vermeintlich gelangweilt, aber genaugenommen sehr aufmerksam). bei jedem halt spielte sich die selbe szene ab: leute betraten den waggon, stutzten jäh und setzten sich artig und ohne hastige bewegungen in respektvoller entfernung der hunde. und jeder rümpfte nach kurzer zeit die nase. denn, die hunde hatten definitiv zum frühstück entweder was mit zwiebeln oder seehundsteak mit zaziki! am potsdamer platz mussten die hunde raus. zeitig stand der extrem entspannt wirkende schlittenhundeführer auf, um das gespann zu ordnen. unterstützt wurde er dabei von eindringlichem heulen des leitwolfs – äh leithunds. vermutlich erteilte dieser dabei seinem rudel irgendwelche befehle, so in der art: “bvgsolidaritätsstreik beendet jungs und mädels, jetzt wieder ran an das gespann”. die bahn hielt. das schlittenhundegespann verließ geordnet den sbahnwagen. noch ein kurzer leithundheuler auf dem bahnsteig und der schlittenführer betrat das trittbrett und fuhr davon. ich blieb zurück mit dem gefühl, eines der beeindruckensten erlebnisse meiner sbahnbenutzerlebens erlebt zu haben und mit der frage: waren die nun von der schlittenhundegewerkschaft grönland süd?