in der sbahn. drei jugendliche, zwei jungs ein mädchen, alle so um die 15 jahre alt, unterhalten sich. der eine junge berichtet von einem bekannten, der sich gerade verrückterweise mit nobby angelegt hat und dieses vergehen mit schweren prügeln bezahlen musste. o-ton junge (aufgeregt): “das ist doch wahnsinn! jeder weiß, dass man sich nicht mit nobby anlegt. jeder weiß das. verstehste, jeder!” das gespräch der drei handelt jetzt verschiedene gefahrenquellen ihres bekanntenkreises ab. auch ein gewisser hacki sei nur mit äußerster vorsicht zu genießen. ebenso wie der kalle. “das ist eben so, wenn de am alex gehst. so ist das eben. das weiß jeder. je-der”, versichert der zweite jungs nachdrücklich, “ich bin jetzt sechs jahre auf alex. ej, sechs jahre, alter”. der andere junge und das mädchen nicken wissend und anerkennend. anhand der größe der zeitspanne der ständigen teilnahme an der zusammenrottung hunderter jugendlicher auf dem alexanderplatz in berlin scheint so
etwas wie ein ritterschlag zu geben. der junge berichtet nun abfällig von jemandem, der sich anerkennung erschleichen wollte, indem er über seine zeit auf dem alex log und vorgab, schon jahrelang an den dortigen saufgelagen teilzunehmen. in wahrheit sei er aber erst ein halbes jahr dabei. die drei jugendlichen bestätigen sich gegenseitig, das sei ja wohl das letzte. so einer hätte nichts anderes verdient, als dass sich nobby mal seiner annehmen würde. oder auch nobby, hacki und kalle zusammen. das sei dann aber bereits eine sehr schwere strafe, befindet das mädchen. das gespräch wendet sich nun den unterschiedlichen auswirkungen von messerverletzungen im gesicht zu. der sechs-jahre-auf-alex-junge zeigt präzise diejenigen stellen im gesicht, an denen messerstiche die folgenschwersten verletzungen hervorrufen und beschreibt anschaulich in welchem winkel das messer dazu in das fleisch eintreten müsse. erste der anderen sbahn-fahrgäste loten verstohlen fluchtmöglichkeiten aus. doch die drei jungen leute sind viel zu sehr in ihr fachgespräch vertieft, als dass sie sich über die auswirkungen ihrer rede gedanken machen. mir kommt bei all dem nur ein gedanke: bin ich froh nicht mehr jung sein zu müssen. zugegeben, ich bin in einer kleinstadt aufgewachsen. da ging es – jedenfalls früher – naturgemäß ruhiger zu. doch bin ich mir nicht mehr so sicher, inwiefern heute jugendliche mafiagangs auch 35.000 einwohner zählende kuhkäffer beherrschen. aber, meine jugend ist jahrzehnte her. heute jedenfalls erscheint es mir nicht mehr erstrebenswert, nochmal jung sein zu wollen. je länger ich diesen drei jungen leuten zuhöre, desto mehr habe ich das gefühl, heute jung zu sein, bedeutet krieg. wie denken und handeln solche menschen später als erwachsene? ich möchte es gar nicht wissen