Die Lockdown-Einsamkeit brachte es mit sich, dass der Absatz von bepelzten Freunden in Tierheimen boomte. Ich möchte vorausschicken, die Einsamkeit des Lockdowns war nicht mein Beweggrund, mir ein Tier anschaffen zu wollen.

Ich hatte kurz nach Joachims Tod den Impuls, jetzt ist die Zeit für eine Katze gekommen. Ein Satz von Joachim ging mir dabei durch den Kopf. Als wir uns kennenlernten sagte er: „Wenn du Katzen gehabt hättest, hätte ich mich nicht mit dir verabredet.“ Er sagte das nicht, weil er vielleicht eine Katzenallergie gehabt hätte. Nein. Für ihn bedeutete „Frau mit Katze“ eine Frau, die keinen Platz für einen Mann in ihrem Leben hat.

Ich weiß nicht, ob dieser Satz stimmt, oder ob er vielmehr dem männlichen Ego entsprungen war, dass sich gern als Mittelpunkt erleben wollte. Ich bemerkte nur, der Satz hatte sich mir eingeprägt. Als ich überlegte, eine Katze in mein Leben zu holen, fragte ich mich deswegen gleichzeitig „War es das mit den Männern für mich?“. Nach 12 Jahren, in denen ich zweimal die große Liebe erlebt, zweimal geheiratet und zweimal die Liebe meines Lebens begraben habe, ist das generell keine ganz aus der Luft gegriffene Frage. Ich habe sie für mich bisher nicht abschließend beantwortet. Doch ich weiß, ich bin ein zu sehr positiv gestimmter Mensch, als dass ich nicht gespannt wäre auf die weiteren Wendungen meines Lebens . So beschloss ich also, die nächste Wendung ist zunächst einmal das Leben mit einer Katze.

Viele Freunde begrüßten meinen Entschluss. Und eine Bekannte riet mir sogar, mir einen Kater zu holen, damit das männliche Element dadurch zumindest wieder ein wenig in meinem Leben sein könnte. Das konnte ich sehen, somit stand also das Geschlecht fest. Des Weiteren war für mich klar: Ein roter Kater sollte es ein.

 

Eine Katze finden, gar nicht so einfach

So weit, so gut. Das war im Frühjahr 2020. Gerade begann der erste Lockdown. Ich hielt online Ausschau nach „meinem Kater“. Ich wollte, wenn möglich, ein etwa einjähriges Tier. Da gab es hier und da ein Katerchen, welches infrage kam. Aber, irgendwie passte für mich nirgendwo alles ganz zusammen.

Eine der Quellen, die ich regelmäßig checkte, war die Site der Katzenhilfe Westerwald. Die Katzenhilfe hat eine Menge Katzen zu vermitteln, viele, deren Geschichte mein Herz rührte und mich fast von meinen Vorsätzen abweichen ließ. Denn ein roter Kater war nie dabei.

Erst im Juni war es dann endlich so weit. Die Maikatzen-Würfe brachten der Katzenhilfe ein paar rote Katerchen in Haus. Ich schlich wie eine Katze um den heißen Brei tagelang um die Website der Katzenhilfe Westerwald herum. Schaute mir immer wieder die Fotos der niedlichen kleinen Fellknäuel an. Tja, damit wäre mein Wunsch nach einem jungen erwachsenen Tier hinfällig. Zudem vermittelt die Katzenhilfe Jungtiere nur zu zweit.

Ich fragte mich, ob ich mir das zutraute. Zwei Katzen, und dann auch noch ganz kleine? Ich traute mich und vereinbarte einen Besuchstermin.

Naja, und als ich dann die kleinen Miezen besuchte, da war es natürlich um mich geschehen. Es war ein Wurf von sechs Geschwistern, fünf Brüder und ein Mädchen. Zwei rot-weiße Katerchen waren dabei, der Rest schwarz-grau getigert auf weiß. Einer dieser grauen Tiger hatte im Tierheim den Namen „Safiro“ erhalten. Da war klar, ich wollte einen Saphir und einen Rubin mit nach Hause nehmen. Denn der rote Kater sollte Ruby heißen.

 

Geflasht von Katzenliebe

Das war Ende Juni 2020. Bis September musste ich noch auf meine beiden pelzigen neuen Mitbewohner warten. Denn frühestens nach 12 Wochen sollten sie von der Mutter getrennt werden. Es waren lange und sehnsuchtsvolle Wochen für mich. Am 19. September zogen Safiro und Ruby ein.

Seitdem ist mein Leben wieder einmal ganz neu. Immer ist jemand da, der Ansprache wünscht. Immer ist jemand da, der versorgt werden will. Immer ist jemand da, der Liebe abgibt und Liebe annimmt.

Ich bin ziemlich geflasht davon, welche großen Gefühle die beiden Katzen in mir ausgelöst haben. Sie haben mich gelehrt, dass ich immer noch sehr viel und tief lieben kann, vielleicht eines Tages auch wieder einen Mann – insofern er eine Frau mit Katzen akzeptieren kann. Ich glaube, selbst Joachim hätte diesen beiden liebevollen Fellnasen nicht widerstehen können.