Ankerpunkte
Es gibt so Tage im Leben, von denen weiß man auf ewig ganz genau, wann man wo war und was man getan hat. Heute ist so ein Tag.
Heute vor sieben Jahren saß ich morgens um 8 Uhr auf einem Kosmetikstuhl. Ich ließ mich schön machen. Für meine Hochzeit. Um 11 Uhr sollten wir beim Bürgermeister sein, beim Herrn Bierschneider, in seinem schönen Rathaus in Kreuth. Während man mir die Nägel manikürte für das Eheringe-Foto, dachte ich über die Wendungen nach, die mein Leben bis zu diesem Zeitpunkt genommen hatte. Schon einmal hatte ich mich für eine Hochzeit zurechtmachen lassen. Schon einmal hatte ich tief geliebt. Schon einmal hatte ich ich gedacht: für immer.
Von der Kosmetik fuhr ich zurück, warf noch mal einen unverheirateten Blick auf den Tegernsee und eilte dann zurück zu meinem Bräutigam in unsere Ferienwohnung bei der Judith. Von dort schlenderten wir, festlich angezogen, an der Weißach entlang zum Rathaus. Nur wir beide. Niemand sonst. So hatten wir es beschlossen. Die Hochzeit sollte ganz allein unsere sein. Außer der Fotografin und einer lieben Freundin wusste es niemand.
Beim Herrn Bierschneider ging alles ganz schnell und unkompliziert. Eine bayrische Blitzhochzeit, mit Bürgermeister-Sekt inklusive
Überraschung vorm Rathaus
Als wir aus dem Rathaus traten, waren wir früher dran als gedacht. Die Fotografin war noch nicht da. Dafür stand unweit eine geschmückte Kutsche, die mir sofort auffiel. Wir wunderten uns noch darüber, was die hier zu suchen hatte, denn weit und breit waren keine weiteren Hochzeiter in Sicht. Als die Fotografin eintraf, machte sie machte ein paar Fotos mit der pittoresken Rathausfassade im Hintergrund und sagte dann: “So, und jetzt geht es weiter mit Fotos in der Kutsche.” Wir waren irritiert. Die Kutsche? Wieso die Kutsche? Ich verstand nur Bahnhof. Ja, die Kutsche sei ein Geschenk für uns von einer Freundin, erklärte die Fotografin. Allmählich begann mir etwas zu dämmern. Doch wie hatte meine Freundin das geschafft? Sie wusste nur das Datum und dass wir eine Fotografin engagiert hatten.
Ich hatte die Findigkeit meiner Freundin unterschätzt. Sie hatte tatsächlich die Fotografin ausfindig gemacht und sich mit ihr verbündet. Den Kutscher gebucht und uns wirklich völlig überrascht. So kann es kommen, wenn man selbst alle mit der Hochzeit überraschen will, kommt eine Überraschung zurück.
Kutschfahrt mit Hut
Tja, dann sollte es also so sein. Wir wurden standesgemäß mit einer Kutsche von unserer Hochzeit abgeholt und durch das beschauliche Kreuth chauffiert. Wir winkten wie die Queen höflich nach rechts und höflich nach links, küssten uns, lachten und machten ein paar Fotos-Stopps. Es fühlte sich an wie eine Promi-Hochzeit. Es war ein perfekter Tag.
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