15. Juni 2019
Heute vor sechs Jahren starb mein Mann. Henry. Wie ein tausendmal gesehener Film läuft dieser 20. Juni 2013 vor meinem inneren Auge ab. Der Tagesablauf ist jederzeit abrufbar, wie ein Film auf einer Streamingplattform.
Auch die Gefühle von diesem Tag sind immer noch da. Gerade, wenn ich das hier schreibe, habe ich einen dicken Knoten im Bauch, ein ziehendes Gefühl, das sich bis ins Rückenmark fortsetzt. Dieses Gefühl hatte ich auch damals, als ich noch gar nicht wusste, was passiert war, als ich noch nicht wusste, dass Henry auf der A1 verbrannt war als ein LKW ungebremst auf das Stauende zuraste, in dessen letztem Auto Henry saß.
Der Schmerz über den Verlust ist wie ein Echo. Erst ist er laut und klar, dann ebbt er ab wie die Stimme in einem Echo, wird unschärfer, leiser, bis er verklingt. Er schläft, wie auch das Echo schläft, und erwacht erst, wenn er wieder gerufen wird.
Vieles kann diesen Schmerz rufen. Manchmal tritt er ganz unvermittelt auf, gerufen durch eine Erinnerung, ein Foto oder einen Satz, den ich oder Henry irgendwann zueinander gesagt haben.
Täglich verlieren Menschen geliebte Menschen. Täglich nistet sich dieser Verlustschmerz in Menschen ein. Täglich lernen Menschen, mit diesem Schmerz zu leben. Denn es ist das einzige, was man gegen den Schmerz tun kann: Man kann lernen, mit ihm zu leben. Erst dann wird er erträglich.
13. Oktober 2012
Es ist schwer für Angehörige, wenn sich nahe Verwandte auf das Sterben vorbereiten. Es ist eine Zeit, in der man innehalten möchte, Momente des Lebens in Stille Revue passieren lassen möchte und sich vielleicht gemeinsam an das Vergangene erinnern möchte. Wenn man pflegende Angehörige ist, lässt einem dazu niemand Zeit. (mehr …)
13. September 2012
Ich arbeite an einem Ort, an dem es ganz normal ist, wenn sich die Fahrstuhltür öffnet und heraus grüßt der Außenminister. In der Kantine stehe ich manchmal in der Schlange hinter einem vollbärtigen Präsidenten. Dieser Tage lächelte mir gerade ein potenzieller sozialdemokratischer Kanzlerkandidat zu. Der amtierenden Chefin unseres Landes begegnet man allerdings selten. Gestern sah ich ihr kurz Backstage bei einer Rede vor dem Hohen Hause zu. Politpromis im Vorübergehen zu treffen gehört also bei mir zum Alltag wie die verspätetet S-Bahn. Dennoch gibt es immer mal wieder Situationen, die herausstechen und mich beseelen. Und das war vor kurzem der Fall… (mehr …)
27. September 2010
neulich in der sbahn belauschte ich zwei kinder, etwa 10-11 jahre alt, ein kind dünn und ein kind dick, bei folgendem dialog. dünnes kind (begeistert): “oh, guck mal, da unten, da ist eine döner-bude!” dickes kind (abgeklärt): “nee nee, döner geht gar nicht. das macht dick.”
9. Juni 2010
da arbeitet nun der herr rösler ganz emsig an einer großen gesundheitsreform. ein totalumbau des systems soll es werden. kopfpauschalen sollen wir alle zahlen. was genaugenommen nur eine krankenkassenbeitragserhöhung von mindestens 360 euro pro jahr ist. aber das nur nebenbei bemerkt. denn die wichtige frage ist doch: ist sich der herrn rösler eigentlich der wirklichen gefahr für unser gesundheitswesen bewußt, der quasi wirklichen kopfpauschale?
der gefahr, die sich in einigen jahrzehnten zur größten belastung für unsere krankenkassen auswachsen könnte? welcher? dem smartphone,natürlich! nein, nein, es geht hier jetzt nicht um die bisher nie wirklich bewiesenen gefahren durch die kleinen fiesen elektrowellen, die aus den smartphonen durch unsere köpfe wabern. ob die nun gefährlich sind oder nicht – egal. denn wenn ja, müssten wir ja auch all die wlan-toaster und bobbycar-gps-tracker aus unseren virtuellen leben verbannen. nein, die gefahr die vom smartphone für unser gesundheitssystem ausgeht ist eine andere. und sie hat drei buchstaben: HWS. ja, das halswirbelsäulen-syndrom. wenn ich all die auf ihr smartphone einhackenden menschen beobachte, fällt mir eins auf, alle haben die gleiche bedenkliche kopfhaltung: das kinn tief nach unten bis auf die brust gesenkt, die hws stark gedehnt, schlimmstenfalls noch die schultern hochgezogen und angespannt. herr rösler, ich sage ihnen, das kann nicht gutgehen. der siegeszug von iphone, android und co wird schlimme folgen auf die körperhaltung der menschheit haben. in einigen jahren werden die krankheitskosten durch smartphonegebeugte halswirbelsäulen enorm in die höhe schnellen. nicht auszuschließen, dass sich der mensch an sich bei dieser dauerhaften rückenkrümmung haltungsmäßig zurückentwickelt, zum homo smartphonicus. da gibt es nur eine maßnahme, die die drohende gefahr des zusammenbruchs unseres solidarischen gesundheitssystems entgegenwirken könnte: herr rösler, verbieten sie sofort die benutzung von smartphonen – zumindest für unter 21-jährige (ende des wachstumsphase)! gerade gestern sah ich in der sbahn einen knirps, der mir gerade mal bis zum bauchnabel reichte – höchstens acht jahre alt war der. geradezu verbissen hackte er auf den touchscreen seines phones ein, sah nicht nach links und nicht nach rechts. also, ganz davon ab, dass achtjährige noch keine iphones besitzen sollten, herr rösler, das muss aufhören! kinder im wachstum dürfen nicht in dieser gesundheitsgefährdenden haltung aufwachsen. tun sie das richtige, herr rösler, um unser gesundheitssystem zu retten. machen sie diesem wahnsinn ein ende! verhängen sie die einzig wahre kopfpauschale – pauschal keine smartphones für unsere köpfe!
sind wir auf dem weg zum homo smartphonicus?
Neueste Kommentare