Als Kind gab es ein Spiel mit meinem Vater, das ich sehr liebte: Hauptstädte-Raten. Das ging so: Er sagte das Land, ich die dazugehörige Hauptstadt. Für Erdkunde hatte ich schon immer was übrig. Eine Land-Hauptstadt-Kombi gab es, die ich nie, nie, nie falsch riet: Island? Reykjavik!

Was für ein Name! Schon damals als Kind klang mir diese Hauptstadt wie Musik in den Ohren. Reykjavik – das klang so geheimnisvoll, nordisch, bevölkert von Elfen und Trollen und Wikingern. Dass ich da jemals hinkommen würde, war mir damals unvorstellbar. Island war ja sooo weit weg und überhaupt gaaanz teuer!

Nun. Die Jahre sind seitdem ins Land gegangen. Island ging Pleite. Ich verdiente mein eigenes Geld. Die Billigfluglinien wurden erfunden. Und plötzlich war das ferne Land ganz nah. Zudem kam noch eine Abmachung mit meinem Schatz, uns gemeinsam mal die Aurora Borealis anzusehen. Abgemacht, gesucht, gebucht. Im Oktober flogen wir nach Reykjavik.

Hey, und was soll ich sagen? Island ist ein geniales Land! Weite. Einsamkeit. Entspannte Menschen. Reykjavik ist ungefähr so groß wie Göttingen. Und ein bisschen wirkt es auch so wie eine kleine Studentenstadt. Alles dort ist fußläufig. Es gibt eine lange Einkaufsmeile mit hippen Läden. Nette Kneipen, viele große Graffittis an Häuserwänden, ein sehr cooles Konzerthaus, stylische Hotels, Restaurants jeglicher internationaler Geschmacksrichtung, eines preist sogar seinen Biergarten an. Nun, bei 3 Grad Celsius war das im Oktober nicht wirklich eine Option.

Ja, und zu den drei übersichtlichen Grädchen hatten wir zudem die ganze Woche kontinuierlich Regen, einen Tag sogar Schnee. Aurora Borealis? Pustekuchen! Da war leider einfach mal gar nichts zu sehen. Doch das hat die Schönheit und das Vergnügen an dieser Reise nicht geschmälert. Im Gegenteil. So haben wir uns kurzerhand einen Wagen gemietet und sind auf eigene Faust durchs Land gebraust. Der Verkehr in Island ist ebenso wie seine Bevölkerung rar. Ist man aus Reykjavik raus, trifft man nur selten ein Auto. Nur an den touristischen Highpoints – Geysire, Wasserfälle und Game-of-Thrones-Drehorte – da ist mehr los. Sonst nichts als Weite und Ruhe für Augen und Ohren.

Und mein Fazit? Auch Island ist mehr als ein paar Tage Reise wert. Ich würde gern noch einmal im Sommer hinfahren, für länger und eine Tour rund um die Insel machen. Sommers gibt es dann zwar ziemlich sicher kein Nordlicht, doch was soll’s, dafür betört einen das Land mit seinem einfach nur Da sein. Seht selbst: