klingeltonklischee

an einem regnerischer morgen diese woche. ich starre trübsinnig durch das sbahnfenster auf den noch trübsinnigeren bahnsteig. kein mensch ist weit und breit zu sehen. plötzlich hör ich von ferne ein unangenehmes brüllen an meinem ohr vorbeirauschen. andere fahrgäste nehmen es offenbar auch wahr, denn mehrere menschen blicken von ihren zeitungen auf. ich suche auf dem bahnsteig nach dem schreihals. nix zu sehen. dann wird das brüllen verständlicher und lauter als die in der bank vor mir sitzende glatze in ihre brusttasche greift und ein handy hervorholt. alle scheinen es im gleichen moment als das zu identifizieren, was es ist: braune parolen, irgendeine rede des kleinen durchgeknallten österreichers. hitler als klingelton – manche klischees sind einfach widerlich.

fast angekommen

aus aktuellem anlass ein gruß nach phnom penh. da ist gerade ein ganz ganz lieber freund von mir für ein paar jahre hingegangen. gestern ist er angekommen. und hat ein wie ich finde ganz zauberhaftes ankunftsfoto in sein blog eingestellt. auf dem foto scheint es, er ist fast angekommen. noch hat er im gegensatz zu seinen gastgebern die strümpfe an… 🙂

solidarität jetzt!

heute morgen trat die bvg mal wieder sponan in streik. trams fuhren nicht, busse und u-bahnen fuhren. ich habe morgens i.d.r. die wahl zwischen zwei tram- und einer buslinie. sprich: heute morgen hatte ich keine wahl. in unkenntnis der genauen abfahrszeiten des busses, begab ich mich also an die haltestelle, die auf dem mittelstreifen einer vierspurigen straße liegt. gerade hatte ich mich davon überzeugt, dass der nächstliegende bus vermutlich bereits weg und der folgende zu lange hin war und mich deswegen für einen viertelstündigen fußmarsch zur s-bahn entschieden, als ein kleines (irgend so’n japaner) türkismetallicfarbenes auto (merke: vierspurige straße, berufsverkehr, ich immer noch auf dem mittelstreifen, zwischen dem auto und mir eine ca. 1.20m hohe absperrung!) neben mir hielt. eine etwa 50-jährige frau kurbelte das fenster runter und rief mir auf die viel gerühmte herzlich berlinerische art zu: “bvg streikt, hamse nich jehört? fährt nüscht.” ich (verblüfft ob dieser unaufgefordert gegebenen information): “ja, weiß ich, aber busse fahren doch.” sie (etwas abfällig und ungläubig im ton): “busse… naja… sonst hätt ich se mitjenommn bis zur s-bahn.” diesen satz begleitete bereits das hochkurbeln des fensters und vollgas-geben während ich desweiteren verblüfft über diese spontane solidaritätsbekundung noch darüber nachdachte wie ich denn den zaun überspringen, auf der vierspurigen straße die autotür öffnen, die vorne sitzende person austeigen und nach hinten umsteigen und ich einsteigen sollte ohne von den anderen autofahrern mit einem infernalischen hupkonzert begleitet zu werden. aber bevor ich überhaupt ein danke! hervorbringen konnte, war der türkise kleinwagen bereits in der menge der dahinströmenden autos im berufsverkehr verschwunden. solidarität verlangt manches mal sehr schnelle entscheidungen.

i want to, but…

jetzt bin ich ja ein mensch, der recht schnell für einfache botschaften zu begeistern ist. “be berlin” ist so eine. sei berlin – klar, sag ich da. bin ich gern. ick bin eine berlinerin. aus leidenschaft. aus überzeugung. aus tagtäglichem spaß an dieser stadt. und spaß daran, solche kampagnen mitzutragen. na, dann mal los, und ab auf der website mit dem neuen hauptstadtwohlgefühl. dort erfahre ich: be Berlin wird von berlinern für berlin gemacht… meine ideen, einfälle oder mein engagement seien gefragt. könnt ihr haben. ich werde – obwohl ich sonst gegen jegliches labelspazierentragen bin – gern für euch werbung laufen. will gern ein beberlintshirt anziehen, einen aufkleber aufs auto bappen, eine kaffeetasse in mein büro stellen und alles weitere ausprobieren, was sich eure merchandising-abteilung so begleitend zur kampagne hat einfallen lassen. die website ist recht übersichtlich in ihrer navigation. filme kann man ansehen. einen klingelton downloaden. und die seite aufs handy laden. will ich alles nicht. auch ne geschichte schreiben geht. hä? watn für ne jeschichte? ich lese in ein exemplar rein: da wird von einem guineaner erzählt, der italienisch kocht und wegen seinem onkel, der in magdeburg wohnt und für berlin schwärmt hergekommen ist. weitere handeln von puppenspielern, vizepräsidenten, cartoonfilmern und businessangeln – und von wladimir kaminer (ohne den vorzeigerussenberliner geht ja nix hippes in dieser stadt). hm. die aktion soll wohl die bandbreite der schon-berlin-seienden spiegeln. bunte stadt, mit ganz vielen bunten menschen. ja, der ansatz ist ganz nett. aber, ne geschichte schreiben hab ich jetzt gerade keine lust. so was braucht zeit. da meinem merchandisingverbreitungswillen eine grenze gesetzt ist durch das komplette fehlen ebensolcher artikel, ziehe ich erstmal etwas frustriert wieder ab. bin erstmal ganz still und unerkannt berlin. werd ich mir vielleicht doch eine geschichte ausdenken. mal sehen.

trittbrettfahrer

es ist interessant, von welcher seite die nun schon seit fast einer woche streikenden berliner bus-, bahn- und tramfahrer inzwischen solidaritätsbekundungen zu beziehen scheinen. dieser tage kam ich, schwungvoll gerade noch die sich schließende tür erwischend in die s2 (anm.: sbahn streikt nun doch nicht, da sich mehdorn und schell in letzter minute daran erinnert haben, wo sie ihre kugelschreiber verlegt hatten) und wurde jäh gebremst durch eine horde hunde, die recht entspannt quer im sbahnwagen verteilt lag und den durchgang blockierte. es waren keine xbeliebigen hunde. es waren schlittenhunde. ihrer 7. nebst schlitten. und hundeführer. ich muss sagen, es war ein imposantes bild: diese großen wolfsähnlichen hunde, die alles und jeden mit ihren eisblauen augen taxierten (vermeintlich gelangweilt, aber genaugenommen sehr aufmerksam). bei jedem halt spielte sich die selbe szene ab: leute betraten den waggon, stutzten jäh und setzten sich artig und ohne hastige bewegungen in respektvoller entfernung der hunde. und jeder rümpfte nach kurzer zeit die nase. denn, die hunde hatten definitiv zum frühstück entweder was mit zwiebeln oder seehundsteak mit zaziki! am potsdamer platz mussten die hunde raus. zeitig stand der extrem entspannt wirkende schlittenhundeführer auf, um das gespann zu ordnen. unterstützt wurde er dabei von eindringlichem heulen des leitwolfs – äh leithunds. vermutlich erteilte dieser dabei seinem rudel irgendwelche befehle, so in der art: “bvgsolidaritätsstreik beendet jungs und mädels, jetzt wieder ran an das gespann”. die bahn hielt. das schlittenhundegespann verließ geordnet den sbahnwagen. noch ein kurzer leithundheuler auf dem bahnsteig und der schlittenführer betrat das trittbrett und fuhr davon. ich blieb zurück mit dem gefühl, eines der beeindruckensten erlebnisse meiner sbahnbenutzerlebens erlebt zu haben und mit der frage: waren die nun von der schlittenhundegewerkschaft grönland süd?