die welt zu gast

die welt zu gast


wer hätte das gedacht? jetzt kann ich der fan-meile doch noch was abgewinnen. gut. es ist voll. überall im regierungsviertel. wo man auch hinkommt. und ich muss auch nach wie vor einen umweg fahren zur arbeit. aber es hat auch was. die vielen sprachen um einen herum. lustige menschen, die sich anscheinend freuen, hier zu sein. und bislang lief auch alles noch recht entspannt ab. macht vielleicht auch der spontane sommereinfall. berlin ist einfach toll im sommer.

in der arena

in der arena


gestern. 17.30h. vor der adidas-arena. gleich geht’s los. oder auch nicht. jetzt lass ich mich schon mal zur teilnahme an diesem megaevent wm überreden – und dann das. menschenmassen vor dem eingang. von kontrolliertem einlass keine spur. vier eingänge hat die arena vor dem bundestag. einer ist geöffnet. da wollen alle 10.000 gleichzeitig rein. die kontrollen sind scharf. taschen auf. flaschen weg. einzel-check von jedem ticket. das dauert. in der menge werden erste stimmen laut, ob wir es denn wohl bis zur zweiten halbzeit schaffen. der mann neben mir murmelt etwas von randale. plötzlich bin ich durch die absperrungen. hetze zu meinen platz. wow. das ist ja hier fast wie im stadion – oder so wie ich es mir im stadion vorstelle. ein fahnenmeer. gesänge. auf dem rasen steht merkwürdigerweise ein rotes sofa. zwei männer sitzen drauf. kiste bier neben sich. aha. was soll das? jetzt geht’s los. hymne. ich werde vom gruppendruck gezwungen mich zu erheben. anstoß. das spiel läuft. der erste laolawelle läuft auch. jetzt bleibt ich aber sitzen. genug ist genug.

breitgeschlagen

das nenn ich gruppendruck. ich die quasi-fußball-hasserin geht zum wm-eröffnungsspiel. also, jetzt nicht direkt ins stadion. nein, nein das wäre nun doch ein bisschen zu viel verlangt. aber immerhin in die adidas-arena. das soll jetzt hier keine schleichwerbung sein. dieses, eigens für die wm vor dem reichstag auf die wiese gepflanzte, plastik-ungetüm heißt nun mal so. weil natürlich vom besagten sportartikel-hersteller bezahlt. also, eröffnungsspiel in der arena. wie komm ich bloss dazu? gruppendruck ist stark – sag ich nur… aber da gehts zur abwechselung zu fuß hin. denn mit dem rad kommste bei so einem event ja gar nicht durch. also, in ein paar stunden ist es soweit. hängt die fahnen raus, leute! und schwenkt die hüte! jetzt geht’s los… jetzt geht’s los…

plan b

plan b


nun ist es also soweit. tag 1. die fan-meile ist eröffnet. noch 32 tage rambazamba rund um den reichstag. als ich heute morgen auf den großen stern zufuhr hieß der plan “ab durch den tiergarten”. schön idyllisch unter dem satten blätterdach dahingleiten. fernab vom radweg, wo toi-tois und dixis den weg versperren und glasscherben die reifen aufschlitzen. ein kleiner umweg – aber verschmerzbar. der plan schlug fehl. denn der tiergarten, sprich die idyllischen wander- und radwege, sind komplett gesperrt. der ganze tiergarten ist umzäunt von einer zwei meter hohen, unüberwindlichen mauer. kein durchkommen. jetzt haben sie uns also auch noch diesen weg versperrt. na, toll! der weg zur arbeit wird immer komplizierter. dann also plan b – außen rum. was bleibt mir anderes übrig, wenn ich nicht über moabit fahren will? für alle nicht-berliner: das sind ein paar flotte kilometer umweg. also, ich umrunde den großen stern und biege ab nach bellevue. auch die straße entlang der spree ist gesperrt wie ich jetzt sehe – und wird zudem noch polizeilich bewacht. aber, was soll’s. irgendwo muss ich ja mal weiterkommen. ich fixiere kurz den im weg stehenden polizisten, reisse in letzter minute den lenker rum und brause durch die absperrung. und? ich habe es geschafft. er hat mich passieren lassen. jubel! ein gefühl der erleichterung durchströmt mich. ja. ich werde arbeiten dürfen heute. ja. ich kann mein täglich brot verdienen. ja. ich bin da.

erste verbrüderungen

aaahhh (brüll)… sorry, aber der musste raus. jetzt reicht’s aber wirklich. der tägliche hindernislauf um die baustelle fan-meile hat heute einen vorläufigen höhepunkt erreicht. jetzt bieg ich ja nun schon kurz vorm tor links ab und fahre an der (noch) geöffneten straße am reichstag lang. aber kurz bevor ich heute auf die einbiegen konnte – peng! steht so ne type auf der straße und meint alle radfahrer umleiten zu müssen, weil uns sonst was auf den kopf fallen könne. der himmel? hat er nicht gesagt. naja, unter lautem murren wende ich mich mit einigen anderen zweitradleidensgenossen nach links in die büsche vom tiergarten. die rettende straße, die uns mit kleinem umweg wieder auf den rechten pfad zur arbeit bringen würde ist in sicht. und dann – stop! kein durchkommen. der zugang zu dieser straße ist auf kilometer durch einen eigens aufgestellten zaun versperrt. tiefes durchatmen auf allen rädern und – kollektive wende. so, jetzt kann uns diese pfeife da vorn auf der straße mal kennenlernen. zurück beim mann, der davor warnt, dass uns etwas auf den kopf fallen könnte, hat sich dort zwischenzeitlich eine größere ansammlung radfahrer zusammengefunden. diskutiert wird nicht mehr wirklich. eher gebrüllt. na, dann fahrn se doch! mir doch egal, wenn ihnen was auf den kopf fällt! der mann scheint seiner aufgabe überdrüssig zu sein. ob das sein chef weiß? egal. der radelnde mob lässt sich das nicht zweimal sagen und brettert los. 10 meter. wieder stop. absteigen. rad auf den bürgersteig hieven. umrunden eines haushohen turms, der da gestern noch nicht stand. vorbei an eifrig bastelnden bauarbeitern. und dann liegt quer über dem bürgersteig ein gerüst. die frau vor mir packt ihr rad samt kind und kindersitz und hebelt alles über das hindernis. wir schauen uns an und wissen, dass wir beide gerade das gleiche denken: scheiss fußball…

im stau

also, sorry, aber jetzt reicht’s! steh ich doch heute morgen im stau. mit dem fahrrad wohlgemerkt! als ich den 17. juni so hochradele, und in der ferne vorm tor bereits die ganzen kräne, bauwagen und gerüste sehe, die die straße verstopfen, denk ich doch so bei mir, biste mal schlau und biegst links ab und fährst über die straße vorm reichstag. schlauer plan – an sich. denn da gibt es eine busspur, die ja immer eine sichere bank für freies durchkommen für radfahrer ist. außer man wird kurzerhand von einem herzlich-freundlichen berliner busfahrer zur seite gehupt – immer wieder gut um den kreislauf von 0 auf 180 zu bringen. nun, ich also eingebogen auf die straße vorm reichstag – ich weiss nie wie die heißt, reichstagsstraße? würde sinn machen. heißt sie aber mit sicherheit nicht. also, eingebogen, busspur, zehn meter gefahren. stop. vor mir auf der busspur ein laster. parkt dort oder manövriert rum. keine ahnung. links neben mir ein bus. vorm bus, hinterm bus stau. endlos. zwischen bus und lastwagen ca. 30 zentimeter platz. bei aller liebe, da pass ich nicht durch. versuch ich also mich hinterm bus auf die fahrspur einzufädeln. kein leichtes unterfangen, denn zwischen berliner auto- und radfahrern herrscht ja krieg. keiner will mich einfädeln lassen. heul. allmählich schwinden meine sinne von den bus-lkw-pkw-auspuffgasen um mich rum. noch nie was vom dieselrußpartikelfilter gehört? nach fünf minuten klappts endlich. ein zugereister italienischer autofahrer lässt mich einfädeln – nett diese gäste! endlich komm ich also hinter dem lkw hervor, umrunde ihn geschickt, wechsle wieder nach rechts auf die busspur und steh – hinterm bus. der gerade an der haltestelle hält. ich hieve das rad über den bordstein auf den bürgersteig. geschafft, nur noch wenige meter bis ins büro. da kreuzt eine schwedische reisegruppe meinen weg. kein durchkommen mehr. ich steh im stau.