leben, tod und anderes

leben, tod und anderes

gesehen bei: Die Welt

man beachte im besonderen die so kurz wie schmerzfrei treffende betitelung der anhängigen bildergalerien.

auf den hund gekommen

die welt ist im taumel. im obama-taumel. welch ein paukenschlag war das für jahrhunderte der diskriminierung. eine erste frau auf dem us-thron hätte bei weitem nicht diese erschütterungen ausgelöst – obwohl sie ebenfalls zu einer oft diskriminierten gruppe gehört hätte. der glanz obamas strahlte auf die welt und die welt strahlte zurück. tagelang überschlugen sich die medien, landauf landab wurde über obamas zukünftige politik orakelt, über amerikas neues ansehen in der welt, über den wandel der weltpolitik überhaupt. jetzt endlich werden wir die ganz großem themen gemeinsam angehen – das war die botschaft an die welt. und dann kam tag 4 a.d.o. (anno domini obama). da fand sich die berichterstattung über den zukünftigen us-präsidenten bereits auf der seite “aus aller welt” wieder. und da ging es um einen hund. und zwar um den, welchen obama nun seinen töchtern fürs weiße haus kaufen will. so bewegt die amerikanische nation und die welt keine woche nach einem der ersten großen ereignisse des 21. jahrhunderts also die frage, wer “the first dog” wird. 648 artikel finden sich zur stunde dazu im deutschen googlenews. im internationalen google sind es immerhin schon 10.217. hoffen wir mal, dass die weltpolitik unter obama nicht weiter vor die hunde geht.

wer war clown dolly?

heute morgen in der sbahn hatte ich ein deja-vu. das launige geplänkel zwischen einem rot bekappten älteren mann, der um die frühe uhrzeit (8:45h) offensichtlich bereits von seinem frühschoppen kam, und einem trendgesetzten jungbanker, brachte mich auf die frage: wer war eigentlich clown dolly? denn während besagtem launigem wortwechsel, der dank der einsatzes von kurzzügen in der berufsverkehrszeit und den daraus resultierenden proppevollen wagen, gut hörbar ausfiel, griff rotkäppchen gegenüber dem banker, der sich über eine rempelei beschwerte, zu einem schimfwort, das mich aufhorchen ließ: “willste mich hier annerv’n, du clown dolly?”, wobei er es ‘klonndolli’ (kurzes o, alles in einem wort) aussprach. da war es. das schimpfwort meiner jugend. plötzlich erinnerte ich mich an momente, in denen sich meine eltern über irgendwen amüsierten, und denjenigen als “clown dolly” titulierten, wobei sie es ‘kloon dolli’ (langes o und zwei worte) aussprachen. handelt es sich hierbei um denselben kloon? ich meine ja. und seitdem denke drüber nach, ob es diesen clown wirklich gab und wer das wohl war, das er sich über so lange jahrzehnte als schimpfwort hält. googlen nach “clown dolly” ergab 808.000 treffen, die schreibweise “clown dolli” 920.000. puh.

auf filmportal.de stoße ich auf ein porträt winfried glatzeders, der 1976 einen clown namens dolli im tv-kinderzirkus spielte. bei zeit online lese ich in einem kommentar zu einem artikel über das klonen etwas vom berliner-mundart-ausdruck clown dolly in den 70er jahren. auch der versuch der eingrenzung des suchergebnisses durch “clown dolly mundart” führt mich nicht weiter. da kommt dolly buster. aha. beim tagesspiegel ist zu lesen, dass sich bürger lars diedrich auch mal wie clown dolli gefühlt hat, und diverse clown-websites vermarkten sich mit dolly oder dolli. was mir auffällt ist, dass der begriff in den 70er jahren sowohl in deutschland-ost als auch in deutschland-west sehr populär gewesen sein muss. nun gut. wenn sich die herkunft dieses begriffes per webrecherche nicht lösen lässt, muss ich wohl demnächst mal meine mutter fragen. und ansonsten sind sachdienliche hinweise natürlich auch gern an dieser stelle zu hinterlassen.

komplexe materie

wie kann es angehen, dass ein film sehenswert ist, aber dennoch schlecht? “der baader-meinhof-komplex” ist genau dieses. sehenswert ist er als atmosphärisch dichtes drama um ein paar menschen, die die welt verändern und – in ihren augen – besser machen wollen. sie geraten dabei in die fänge eines zuweilen hilflosen polizeistaates, der sie prügelt, nicht verstehen will und in die kriminalität zwingt. so die aussage des films. und damit kommen wir zum punkt, warum der film schlecht ist. denn bekanntermaßen basiert der film auf einer authentischen geschichte. und genau das tut der film: er basiert. aber er gibt die geschichte nicht authentisch wieder. dafür fehlen zu wesentliche aspekte. ist das material, was sich regisseur und drehbuch vorgenommen haben vielleicht zu komplex? denn der baader-meinhof-komplex ist genau das: eine komplexe geschichte. und die versucht der film wiederzugeben, indem er mit der ermordung ohnesorgs (2.6.67) beginnt und mit der ermordung schleyers (18.10.77) endet (= 10 jahre + 4 monate). dazu reicht in diesem falle das format 150-minuten nicht. andere erzählen in dieser zeit die komplette geschichte des römischen reiches (6. jhd. v.chr. bis 5. jhd. n. chr. = 900 jahre pi mal daumen) und lassen, weil die zeit nicht ausreicht, ereignisse weg. das ist edels fehler. er lässt zu wenig weg. und so kommen die erklärungen zu kurz, z.b. warum der staat so handelt, wie er es tut; von einigen wenigen akteuren (meinhof, ensslin, boock) erfährt man etwas über ihre hinter- und beweggründen, von den meisten anderen erfährt man noch nicht einmal die namen.

für menschen ohne vorkenntnisse muss dieser film völlig unverständlich, oder was noch schlimmer ist, missverständlich sein. ein freund, der gestern mit mir im kino war, fragte wie der film wohl im ausland aufgenommen wird, wo vom deutschen herbst so gut wie nix bekannt sein dürfte. eine berechtigte frage. vermutlich vermittelt er dort das bild von einem deutschland als polizeistaat, der seine bürger niederprügelt, sobald sie anderer meinung sind. wer die geschichte der raf und des deutschen herbstes verstehbar erzählen will, der braucht zeit. der muss vor der ermordung ohnesorgs anfangen, der muss die akteure beider seiten mit ihrer geschichte greifbar machen. breloer beschränkt sich im “todesspiel” auf die zeit vom 5.9.77 bis 25.10.77 (= 50 tage). der tag von schleyers entführung bis zu seiner beerdingung. der film dauert 177 minuten. im verhältnis 50 tage zu 177 minuten kann man erzählerisch ins detail gehen. kann erklären. im verhältnis 124 monate zu 150 minuten muss man sich beschränken, um erklären zu können.

der film ist sehenswert. ja. obwohl er auch dann wenn es ein fiktives drama wäre dramaturgische schwächen hat. aber er leistet einen beitrag zur auseinandersetzung. zur auseinandersetzung mit unserer geschichte. was uns deutschen ja immer so schwer fällt.

was denn nun?

über die verwirrung von sprachbildern sinnierte kürzlich bereits also wirklich. ich möchte dieses thema aus aktuellem anlass aufgreifen. in berlin wird gerade um ein volksbegehren für das wahlpflichtfach religion gerungen. bitte? wahl-pflicht-fach? was bitte ist das denn? habe ich nun als schüler die wahl oder die pflicht dieses fach zu belegen? ich bin verwirrt. selbst die ansonsten so aufschlussreiche wiki-erklärung bringt mich hier nicht weiter: “Als Wahlpflichtfach (kurz: WPF) wird ein Schulfach bezeichnet, bei dem man aus einer Auswahl von einigen Fächern wählen darf.” soweit alles klar. aber weiter heißt es: “Im Gegensatz zu einem Freigegenstand ist die Wahl des Wahlpflichtfachs verpflichtend.” was bitte ist ein freigegenstand und wie soll ich eine wahl haben, wenn diese verpflichtend ist? oder… moment, jetzt dämmerts! geht es hier um die wahlpflicht? nach dem motto: früh übt sich das noch nicht wahlpflichtige volk in der ausübung derselbigen, die zwar in deutschland gar nicht exisitiert, aber, was nicht ist, kann ja noch werden. denn die stetig sinkende beteiligung, nicht nur bei der bundestagswahl, sondern gerade auch bei landtags- und noch kleineren wahlen, sollte die politik ja doch schon erschrecken. sollte. tut sie aber nicht. denn mal ehrlich, vermutlich sind die politiker über die sinkende wahlbeteiligung doch nur froh. so müssen sie sich (noch) weniger skrupel darum machen, dass sie ja eigentlich gar keine volksvertreter mehr sind und das volk schon längst nicht mehr mit ihren sorgen und nöten verstehen, geschweige denn diese vertreten. also, die vorbereitung auf die einführung der wahlpflicht kann als erklärung auch nicht herhalten. was mit wpf gemeint ist, erschließt sich mir nicht. vielleicht muss man dazu nochmal die schulbank drücken, um die verwirrung der deutschen sprache heutzutage zu begreifen. obwohl ich bezweifle, dass man in der schule dazu heute anworten findet.